Das ist meine Hündin Virpi (Virpi von Cuberin), von mir augenzwinkernd als „Lapitz“ bezeichnet!
„Lapitz“ bedeutet hier: Virpi ist zur Hälfte Großspitz wie ihre Mutter und zur anderen Hälfte ein Finnischer Lapinkoira wie der Herr Papa – die F1-Generation des Auszucht-Programms, in dem ich ihr eine wichtige Rolle zugedacht habe.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Hier soll mitnichten eine neue Hybrid-Rasse geschaffen werden, sondern lediglich der Gen-Pool der Rasse Großspitz mit einigen frischen Genen aufgefüllt werden! Denn wie bei jedem anderen Pool nimmt auch hier der Inhalt langsam aber sicher ab und verbraucht sich, weshalb keine Rasse auf Dauer ein abgeschlossenes System bleiben darf. Züchten heißt, in Generationen zu denken! Deshalb wollen wir nicht sehenden Auges weiter in die genetische Verarmung laufen, sondern noch rechtzeitig handeln und der genetischen Verarmung und ihrer gefürchteten gesundheitlichen Folge Inzuchtdepression (erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, verkürzte Lebensdauer, verminderte Fruchtbarkeit, Immunerkrankungen) züchterisch entgegenwirken.
Unter Auszucht versteht man die Züchtung von Individuen mit möglichst kleinem Verwandtschaftsgrad zur Erhaltung einer großen genetischen Variabilität.
Warum denn dann mit dem Finnischen Lapinkoira? Obwohl äußerlich eine verblüffende Ähnlichkeit zu den Großspitzen besteht in Größe, Form, Fell etc. bis hin zum Charakter, ist über etliche Generationen keinerlei Verwandtschaft belegt. Das macht den „Lappi“ zu einem erstklassigen Partner für die Auszucht! Verpaarungen zwischen den verschiedenen Varietäten der Spitze (Groß- x Wolfsspitz, Groß- x Mittelspitz etc.) entsprächen dagegen nur einem „Umrühren des immer gleichen Pool-Inhalts“; damit kann man zwar den Inzucht-Koeffizienten niedrig halten, neue Gene bringt das aber nicht in die Population.
Um der Rasse Deutscher Großspitz somit also etwas neues Leben einzuhauchen bzw. die negativen Folgen von Inzucht und Linienzucht wieder etwas auszugleichen, ist es nötig, dass Virpi (und ihre Geschwister, die „Halb-Spitze“) dann wieder mit reinrassigen Großspitzen verpaart werden, was eine Generation von „Dreiviertel-Spitzen“ hervorbringt (R1-Generation). Da sollte die Ähnlichkeit zu den 100-%-Spitzen schon wieder sehr groß sein! Und wieder eine Generation weiter dürfte man schließlich keinen Unterschied mehr erkennen zwischen den dann „Sieben-Achtel-Spitzen“ (bzw. 87,5%-Spitzen, R2-Generation) und ihren reinrassigen Kollegen! Allerdings werden die frischen Gene da trotzdem noch für eine deutlich größere Anpassungs- bzw. Widerstandsfähigkeit gegenüber belastenden Umwelteinflüssen sorgen sowie für eine allgemein höhere Fitness.
Dieses Verfahren ist in der Tierzucht durchaus üblich und bei der bekannten Genetikerin Prof. Irene Sommerfeld-Stur findet man dazu u. a. folgende Sätze:
Einkreuzungen sollten in erster Linie über Rüden vorgenommen werden. Damit ist gewährleistet, dass alle maternalen Einflüsse sowohl auf der genetischen als auch auf der epigenetischen Ebene der Ausgangsrasse entsprechen. Und auch die für die Frühsozialisation wichtigen mütterlichen Umwelteinflüsse basieren auf rassetypischen Merkmalsausprägungen.
- In der ersten Kreuzungsgeneration weicht das Exterieur der Tiere vom Rassestandard der Ausgangsrasse mehr oder weniger stark ab, lässt sich aber bei Kenntnis der Erbgänge der Exterieurmerkmale recht gut vorhersagen.
- Kreuzungstiere der ersten Kreuzungsgeneration sollten ausschließlich mit reinrassigen Tieren der Ausgangsrasse angepaart werden.
- Auch in den nächsten Generationen sollte man bei den Anpaarungen Paarungen zwischen Kreuzungsnachkommen und Tieren der Ausganspopulation bevorzugen, da auf diese Weise eine Rückkehr zum Rassetypus schneller zu erreichen ist.
Ob, wann und in welchem Ausmaß Einkreuzungen wiederholt werden, kann und sollte flexibel und auf der Basis einer ständigen Beobachtung der Population entschieden werden. Starre Kreuzungsschemata sind in diesem Zusammenhang kontraproduktiv.
I. Sommerfeld-Stur: Bemerkungen zur Hundezucht
Wir möchten hier über den Fortschritt dieses Zuchtprogramms zur Erweiterung des Gen-Pools informieren und anhand von Fotos und Berichten nachvollziehbar machen, was für Nachkommen daraus hervorgehen. So besteht natürlich auch die Chance, dass sich die wunderschöne Farb-Vielfalt der Lapinkoiras auf die Spitze vererbt, worauf ich besonders gespannt bin.
Es versteht sich von selbst, dass alle Tiere in diesem Programm ganz genau auf ihre Gesundheit untersucht und genetisch getestet werden, bevor mit ihnen gezüchtet wird! Denn wir wollen ja keine unerwünschten Eigenschaften oder gar Erbkrankheiten in die Rasse importieren. Alle Welpen bekommen Ahnentafeln, aus denen ihre Abstammung genau hervorgeht, und es bedarf der Genehmigung durch die Hautpzuchtwartin, ob und mit wem sie später verpaart werden dürfen.
Nun hoffen wir, dass sich noch viele Spitz-Freunde für dieses Programm begeistern lassen, die Welpen der verschiedenen Rückkreuzungs-Generationen ihre Liebhaber finden und zur Weiterzucht innerhalb des Programms herangezogen werden können.
Übrigens: Virpi trägt keinerlei Veranlagung für die Krankheiten bzw. Gendefekte, die man beim Spitz oder beim Lapinkoira kennt!