Von den Glücks-Spitzen

Wie sag ich’s meinem Hund?

Für alle, die womöglich ein paar Monate auf ihren Welpen warten müssen, ist hier schon mal eine vorbereitende Hausaufgabe, damit Mensch und Hund sich auf Anhieb verstehen – und natürlich nur als Vorschlag gedacht! Jeder darf gerne seine ganz eigenen Signale benutzen, doch diese hier haben sich bei meinen Hunden bewährt:

Und da war ja schon das erste vielleicht ungewohnte Wort Signal; ich benutze lieber das freundlichere Wort Signal anstatt des militärischen Kommandos, denn mit Hundeplatz-Drill brauchen wir unseren Spitzen ja gar nicht erst zu kommen!

Die allerwichtigste Übung schon mit den Kleinsten ist der Rückruf und das Signal dazu ein hoch und langgezogenes: Zuuuuuuu mir! Geht man dabei noch in die Hocke und kriegt sich vor Freude kaum wieder ein, wenn der Welpe angeflitzt kommt, macht es allen einen riesen Spaß! Aber warum eigentlich nicht: Komm! Der Klang des dunklen und kurzen Komm wirkt auf sensible Hunde(welpen) eher abschreckend, besonders von einer Männerstimme; außerdem benutzen wir das Wort Komm den lieben langen Tag in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, das wird vom Hund dann schon gerne mal überhört.

Auch das ebenfalls hoch und lang gerufene Hiiiieeeer! dient dem Rückruf – aber bei Prüfungen (z. B. Begleithundeprüfung) in einer ganz bestimmten Form: Der Hund soll in gerader Linie freudig auf den Hundeführer zulaufen und sich dicht und mittig vor ihn hinsetzen. Mit der Grundstellung schließt diese Übung. Für einen Welpen wäre das noch viel zu kompliziert, kann in Einzelschritten aber recht bald geübt werden.

Ein Signal, dass Leben retten kann, ist mir ebenfalls sehr wichtig: STOP! Bei uns bedeutet das: Setze dich auf der Stelle und sofort hin!!

Wer kennt wohl nicht Sitz, Platz und Steh? Aber auch das kann durchaus unterschiedlich aussehen. Sitz ist die leichteste Übung und kann schon jeder Welpe, weil man zuletzt sitzend von der stehenden Mutterhündin gesäugt wurde. Deshalb kann man hier auch gleich ein Handzeichen einführen, ich nehme den erhobenen Zeigefinger. Allerdings ist es für den Hund ein Unterschied, ob er sich aus dem Stand hinsetzt – Sitz – oder aus dem Platz wieder eine sitzende Haltung einnimmt – Assis! Beide Sitz-Signale spreche ich etwas gedehnt aus, während Platz doch eher kurz und energisch ist; mein Handzeichen dafür ist die flache nach unten zeigende Hand.

Es gibt dem Hund auch Sicherheit, wenn man sich angewöhnt, in den gleichen Situationen den Hund immer an der selben Seite zu führen; so ist die Seite zum Bei-Fuß-Laufen meine linke, denn dann habe ich die rechte Hand frei, um Leute zu begrüßen, den Hausschlüssel aus der Tasche zu fischen u.ä. Möchte ich, dass der Hund rechts von mir läuft oder neben dem Fahrrad, sage ich Seite bzw. Velo.

Für einen jungen Hund nicht leicht, aber doch sehr wichtig im Alltag ist ein Signal für Bleib oder Warte, z. B. wenn wir aus dem Auto steigen wollen.

Auch Verbote müssen sein und auch da herrscht mitunter ein rechtes Kauderwelsch. So fällt vielen als erstes ein lautes AUS! ein, wenn sie den Hund von seinem augenblicklichen Tun abhalten wollen. Doch Vorsicht: Üblicherweise heißt Aus: Gib mir das, was Du gerade im Maul hast! Pfui heißt bei mir: Nimm erst gar nicht ins Maul, was du da vor dir hast! Und ein scharfes Nein oder lautes Zischen kschschsch! bedeutet: Lass sofort sein, was du da gerade tust/planst! Und auch ein Abbruchsignal für lustige Spiele habe ich: ein neutral gesprochenes Schluss!

Last but not least, das „Freiwort“, mit dem vorige Signale wieder aufgehoben werden; wir benutzen Okay, genauso gut eignen sich Lauf, Frei oder ähnliches.

Nun wünsche ich viel Spaß beim „Vokabel-Lernen“!

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Ulli Reichmann, die Autorin der wirklich wundervollen Bücher „Wege zur Freundschaft“, „Alltagswege zur Freundschaft“, „Auf kleinen, dicken Pfoten“ und „Sei mein Scout“ beschreibt ihre Art der Kommunikation mit ihren Hunden einmal folgendermaßen:

„Uns wurde jahrzehntelang eingetrichtert, mit dem Hund nur über „kurze, knappe Kommandos“ zu kommunizieren, weil er längere Sätze nicht verstehen könne. Da gibt‘s sogar lustige Cartoons drüber und uns allen erschien das logisch, denn es funktionierte ja.

Je launiger sich ein Trainer (meist waren das Männer) über „zu viel quatschende“ Frauen mokierte, desto knapper fielen nachher die Kommandos aus. Kein Wunder, dass damals geglaubt wurde, ein Hund bräuchte mindestens 1000 Wiederholungen, bis das Kommando „säße“.

Hunde sind aber, wie auch ich, Freunde der Sinnhaftigkeit. Etwas scheinbar Sinnloses auszuführen, verlangt nach Erklärungen und guten Gründen. Findet man zum Beispiel bei sommerlichen Temperaturen ein schönes Gewässer mit sanft abfallendem Ufer und sagt, während der Hund es ansteuert „Na, geh doch ins Wasser!“ wird sowohl die Wortfolge, als auch das Wort „Wasser“ für alle Zukunft verstanden werden. „Dort gibt‘s Wasser“, „Such das Wasser“, „Möchtest Du Wasser?“ gibt‘s gratis dazu.

Eddie will zu mir auf die Couch. Allerdings ist der Zugang durch Vivi versperrt. Ich zeige mit der Hand eine Runde um den Couchtisch und sage: „Geh doch rundherum!“. Das funktioniert künftig nicht nur beim Couchtisch, sondern auch bei Bäumen und anderen Hindernissen um die sich die Leine gewickelt hat oder sich zu wickeln droht.

Ein Hund möchte weitergehen, der andere will noch fertig schnüffeln. „Du musst ein bissi (auf wen auch immer) warten…“ plus Körperdrehung zum schnüffelnden Hund. Das funktioniert künftig auch bei drohendem Schleppleinen-Ende, beim Vorbeilassen von Joggern und in Situationen die eben „ein bissi warten“ erfordern.

Ich könnte hunderte Beispiele aufzählen.

Kommandos sind Umwege, die weder Mensch noch Hund im Alltag braucht. Wir verschwenden viel zu viel an Lebenszeit, einem Hund diese reduzierte Form unserer Sprache beizubringen. Hunde verstehen sinnvolle Dinge, damit verknüpfte Wörter und Aktionen und dafür brauchen sie nicht mehr Wiederholungen als wir selbst.“

Und ich möchte noch hinzufügen: Es schadet auch nicht, wenn man seinen Hund manchmal höflich um etwas bittet. „Steh doch bitte mal auf!“ oder „Lass mich bitte mal durch“ verstehen meine Hunde immer und kommen meiner Bitte bereitwillig nach.

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Falls es mit der Kommunikation aber doch mal nicht klappen sollte, lohnt sich vielleicht dieser Artikel: Der Hund will nicht!